Von außen erscheint das seit dem Jahr 2000 in der Währingerstraße beheimatete Museum äußerst unscheinbar. Lediglich eine kleine goldene Hinweistafel und eine Klingel lotsen den Besucher in den ersten Stock des Wohnhauses Nummer 14. Und auch nach Eintritt in den Vorraum zur Schausammlung verspürt der Besucher zunächst wenig vom vermeintlichen Museumsflair.
 Ein Umstand, der sich jedoch, dank des Teams vom Österreichischen Drogistenverband, rasch ändert. Nach einer kurzen Einführung zur Sammlung – deren Grundstock 1880 vom ehemaligen Verein der Drogisten gelegt wurde – befindet sich der Besucher nach wenigen Schritten vor einem der Schaukästen. Hier präsentieren sich eine antike homöopathische Taschenapotheke mit geschätzten 150 Jahre alten Globuli sowie mehrere mit Silber oder Zucker überzogene Pillen. Eine besonders elegante Flasche lädt nebst anderen Aromaölen zum Schnuppern ein und erfreut auch nach Jahrzehnten der Lagerung noch das menschliche Riechorgan mit seinem angenehmen Duft nach Rosenöl.



Es folgen einige kostbare Naturselbstdrucke, die der Direktor der k.k. Staatsdruckerei Alois Auer von Welsbach im Auftrag Kaiser Franz Josefs für die Weltausstellung in Paris 1855 anfertigte: ein in Affenhaut eingerolltes natürliches Abführmittel namens Aloe, japanische Giftfrösche sowie der mumifizierte Arm und Schädel eines Menschen. Wer hätte das gedacht: auch das Pulver von Mumien galt einmal als Medizin – natürlich nicht offiziell. Wie der Schädel hierher gelangte – nach Österreich und schließlich ins Museum – das wisse man allerdings selber nicht so genau.
Safran färbt nicht nur den Kuchen gelb
Wem  das Museum seine kostbare Sammlung von Herbarien zu verdanke habe,  darüber herrscht allerdings nicht der geringste Zweifel. Unter den  Unmengen an getrockneten Pflanzen, die der Drogist und Wissenschaftler  Dr. Franz Berger dem Museum vermachte, stammen einige aus dem 19.  Jahrhundert und sind in der heutigen Flora in dieser Form längst nicht  mehr vertreten. Das Herzstück des Museums bildet die – auch optisch  ansehnlich gestaltete – Drogensammlung (getrocknete Pflanzenteile). Von  rund zehn verschiedenen Zimtarten, über Teufelsdreck – ein  wahrscheinlich aufgrund seines bestialischen Gestankes ehemals beliebtes  Heilmittel bei hysterischen Anfällen – bis hin zum Flores Crocus  Sativus, auch als Safran bekannt, reicht die stattliche Sammlung der  geschätzten 1500 Blüten, Wurzeln und Harze.
Neben  den eher harmlosen Kräutern verfügt das Museum auch über einen  „Giftschrank“. Hier befindet sich neben diversen Pigmentfarben, die  aufgrund ihrer Metallverbindungen als giftig eingestuft werden, auch das  Gift der Tollkirsche, Atropin. Es wurde um die Jahrhundertwende von  Damen vor einem Ballbesuch gerne auch ins Auge geträufelt um die  Pupillen verführerisch zu erweitern.
Und  auch heute noch zählen kosmetische Mittel neben biologischen  Reformprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln zu den wichtigsten  Produkten der Drogerien, die in den 50er Jahren durch  Selbstbedienungsgroßmärkte und Markenmassenartikel allerdings  wesentlich an Bedeutung eingebüßt haben. Schade eigentlich! – ein  Gedanke, der sich einen beim  Verlassen des noch an Potenzial verfügenden Museums aufdrängt, vor allem wenn man, so wie die Kulturfüchsin, Gelegenheit hatte,  ein Gespräch über die richtige Mixtur von Ringelblumensalbe zu  belauschen.
Pharma- und Drogistenmuseum im Stiftungshaus für Drogisten
Währingerstraße 14, 1090 Wien
 www.drogistenverband.at
Dieser Artikel erschien das erste Mal im Online-Magazin wieninterantional.at

 
 
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